odesza – a moment apart

Das erste Mal Ingolstadt, das erste Mal aufs Podium

Und damit könnte der Beitrag auch gleich wieder zu Ende sein. Aber nichts da, denn in 50 Jahren möchte ich noch lesen, wie ich es das erste Mal überhaupt aufs Treppchen geschafft habe. Ich. Derjenige, der im Sportunterricht jedes zweite Mal sein Sportzeug vergessen hat oder der, der bei den Bundesjugendspielen die 100m locker gejoggt ist, weil er sich nicht anstrengen wollte.

Vor dem Wettkampf

Die Idee, in Ingolstadt zu starten, kam einige Monate nach meinem Beitritt in der Triathlonabteilung des Schwimmvereins SV Dachau, denn einige der dortigen Athleten starteten ebenfalls in Ingolstadt und gemeinsam Wettkämpfe bestreiten ist einfach schöner als alleine zu starten.

Dazu kam noch, dass sich einer meiner Kollegen, mit denen ich in der Mittagspause ab und zu joggen gehe, auch dazu entschlossen hat, zu starten. Und so traf am Sonntag um 08:10 Uhr in der Früh Max bei mir vor dem Haus ein und wir fuhren gemeinsam nach Ingolstadt. 50 Minuten Fahrtzeit, die mit Gesprächen rund um den anstehenden Wettkampf schnell verging. Wir waren relativ früh da, um ausreichend Zeit für die Abholung der Startunterlagen, den Check-In und das Zuschauen von der Mittel- und Kurzdistanz zu haben.

Man macht sich ja immer so seine Gedanken vor dem Wettkampf, was man so leisten möchte. Und während ich das schreibe, frage ich mich, ob ich diesen letzten Satz eigentlich bei jedem meiner Wettkampf-Berichte verwende? Was solls, ab zu den Gedanken.

Das Schwimmen. Letztes Jahr hatte ich den Plan, erst richtig ins Schwimmen einzusteigen, wenn die Freiwasser-Saison wieder eröffnet ist und ich somit draußen in Ruhe lange Einheiten schwimmen kann und nicht ins überfüllte Hallenbad muss. So kam es aber auch, dass ich bis zu meinem ersten Triathlon 2018 nur knapp 25.000m geschwommen bin. Dem steht dieses Jahr gegenüber: 145.000m in 57 Einheiten, folglich knapp 2.550m pro Schwimmeinheit. Davon jedoch keine einzige Freiwassereinheit, denn das Wasser draußen war bis zur Wettkampfwoche noch schrecklich kalt. Dass ich Fortschritte beim Schwimmen mache, merkte ich vor allem beim Vereinstraining, denn ich habe mich vom Ganz-hinten-und-Pausen-machen-Schwimmer zum Ganz-vorne-mitschwimmen-können-Schwimmer entwickelt. Zugegeben, noch auf der Bahn für die langsameren Schwimmer, aber dennoch ein großer Erfolg für mich. Im Wettkampf galt es eine Strecke von 750m zu Schwimmen und ich nahm mir vor, diese Strecke in 13:30min zu absolvieren. Das entspricht einem Schnitt von 1:48min/100m. Wie ich auf dieses Tempo komme? Im Schwimmtraining fangen wir oft mit 500m Arme an und das schwimmen wir in ca 1:50-1:55min/100m und das empfinge ich als relativ locker. Also sollte das mit Wasserschatten auch kein Problem sein.

Das Radfahren. Da wollte ich endlich mal richtig was drücken und mir selbst beweisen, dass ich im Wettkampf Leistung bringen kann. Wenn ich im Vorfeld nach meinem Plan befragt wurde, sagte ich etwas von 270 Watt, für mich selbst hatte ich aber eigentlich eher mit etwas um die 280-300 Watt gerechnet.  Das war der Bereich, den ich bei Rennen auf Zwift mit harter Laufvorbelastung vom Mittag bis zu einer Stunde durchgehalten habe und auch 3x10min Intervalle bei 280+ Watt habe ich alle wirklich gut überstanden, ohne auch nur ansatzweise eingebrochen zu sein. Die Intervalle in Aeroposition, als kleine Anmerkung hier. Von der Geschwindigkeit her wollte ich 38 km/h fahren und für die 20km Strecke folglich 31:35min auf dem Rad sitzen.

Das Laufen. Ja, das macht mir irgendwie nicht halb soviel Spaß wie das Radfahren, persönlich würde ich aber sagen, dass ich im Verhältnis besser im Laufen als im Radfahren bin. Ich habe vor ein paar Wochen mal ein Koppeltraining absolviert, darunter 60km Radfahren mit 3x10min bei 270+ Watt und danach einem Koppellauf, 10 Kilometer, die ersten 5km sehr schnell und die zweiten 5km normal. Und bei diesen ersten schnellen 5km habe ich gleich eine neue 5km Bestleistung mit einem 4:07min/km Schnitt aufgestellt. Folglich stand als Ziel fest: Mindestens 4:10min/km. Und wenn es richtig gut läuft, dann vielleicht sogar eine 3 vorne bei der Durchschnittspace.

Ergibt in Summe: 1:08:15 für die Strecke von 750m Schwimmen, 20km Radfahren und 4,6km Laufen.

Der Wettkampf

Punkt 12:54 Uhr: Endlich ist die Wettkampfbesprechung vorbei und wir können uns einschwimmen. Also schnell den Neo fluten, die Arme und Schultern nochmal zurechtzupfen und dann etwas Strecke warmschwimmen. Ich bin vielleicht so 100-150m geschwommen und musste dann schon wieder raus, denn vom Einschwimmbereich war es noch ein kleiner Weg zum Schwimmstart und ich wollte auf keinen Fall zu spät starten oder einen schlechten Startplatz erwischen.

Ich wünschte Max und den anderen Startern noch viel Glück, stellte mich dann relativ weit links hin, um nicht direkt in der Mitte im Pulk losschwimmen zu müssen. Startschuss, wir liefen ins Wasser und ich war doch direkt umgeben von Schwimmern. Zuerst versuchte ich, mich etwas freizuschwimmen, was jedoch nicht wirklich funktionierte. Ich schwamm bis nach der Wendeboje Schulter an Schulter neben anderen Schwimmern. Mein Glück war, dass ich hier keine langsameren Schwimmer vor mir hatte, denn vorbeischwimmen wäre kaum möglich gewesen. Mein Pech war aber auch, dass ich mir ja eigentlich vorgenommen hatte, mir einen guten Wasserschatten zu suchen und darin zu schwimmen. Das war leider nicht möglich. Durch das viele Schwimmtraining jedoch hatte ich inzwischen ein halbwegs gutes Belastungsgefühl anhand der Atmung als Belastungsindikator. Damit ist nicht gemeint, dass ich weiß, welches Tempo auf 100m ich genau schwimme, aber immerhin kann ich inzwischen halbwegs zwischen locker, mittel, schnell oder ganz schnell unterscheiden. Endlich am Rückweg angekommen, versuchte ich, etwas Belastung herauszunehmen und das klappte auch ganz gut, ich kam zwar schnaufend, aber nicht wie sonst vollkommen außer Atem aus dem Wasser.

Das Schwimmen stellt für mich das persönliche Highlight meines Wettkampfes dar, ich habe mich noch nie so gut gefühlt beim Wettkampfschwimmen. Da das Wasser sehr trüb war und man kaum etwas, und folglich auch keine Füße vom Vordermann gesehen hat, musste man zur Orientierung sehr oft nach oben und vorne schauen, während man beim normalen Kraulschwimmen ja sonst wegen der Atmung eher zur Seite schaut. Während beim Einschwimmen noch ganz leicht Wasser in meine Brille lief, wenn ich nach vorne schaute, hielt diese im Wettkampf absolut dicht. Ebenso hatte ich bei fortschreitender Zeit keine Probleme mit Beschlag der Gläser, wie es sonst immer der Fall war. Dadurch fühlte ich mich auch deutlich sicherer aufgrund der fehlenden Angst um die Kontaktlinsen und ich konnte richtig gut durchkraulen. Meine Arme wurden nicht wirklich müde, ich verschwamm mich nicht ein einziges Mal und ich war schon während dem Schwimmen richtig happy, wie es lief. Ein schönes Gefühl, mal nicht mit schlechter Sicht ums Überleben kämpfen zu müssen.

Happy war ich aber natürlich auch, als ich endlich aus dem Wasser kam. Was eine gewisse Herausforderung darstellte, denn man musste direkt bis zu den Helfern vorschwimmen, da erst dann eine Art Betonsteg unter Wasser war, auf dem man stehen konnte. Aber auch nur so halbwegs, denn der Boden war so glitschig, dass es schwer war, mit den Füßen halt zu finden. Ein Blick auf die Uhr, 14:11min. Puh, das waren jetzt doch 40 Sekunden mehr als geplant. Aber das hat mich in dem Moment und auch später keineswegs demotiviert, denn ich war einfach richtig froh über das gute Schwimmen.

Der Wechsel zum Radfahren verlief unspektakulär, das Ausziehen des Neoprenanzuges klappte wieder ohne Probleme. Ich lief mit Absicht etwas langsamer zur Wechselzone, um nicht komplett außer Puste aufs Rad zu steigen und das war gut, ich wechselte zügig, aber konzentriert meine Kleidung, stieg in die Radschuhe und machte mich auf dem Weg zum Ausgang.

Jetzt galt es, ich wollte zeigen, was ich auf dem Rad so drauf hatte. Aber noch nicht sofort, denn auf den ersten und letzten 2km der Radstrecke galt Überholverbot und ich hatte nicht wirklich schnelle Athleten vor mir auf dem Rad. Jedoch wollte ich jedoch nicht so unsozial sein und nach vorne brüllen, dass diese schneller fahren sollten, also fuhr ich die ersten 2,3km bis zum Ende des Überholverbotes mit 214 Watt Average / 228 Watt Normalized und durchschnittlich nur 34,9 km/h. Da ich mich von dieser Zahl nicht mental herunterziehen lassen wollte, startete ich per Hand eine neue Runde und wollte bei diesem neuen Rundenschnitt wenigstens ordentlich treten. Und dann fuhr ich los und es fuhr sich auch richtig gut.

Bis Kilometer 6. Denn dort rollte ich sehr hart über eine Bodenrolle, meine Garmin-Halterung brach ab und ich schaffte es gerade noch, den Garmin mit der Hand festzuhalten. Ganz toll. Denn ab jetzt war die Radfahrt wieder Mist. Ich musste den Garmin Edge die ganze Zeit in der Hand halten, um meine Wattwerte zu sehen, während ich meine Hände an den Aerobars hatte. Ja, ich bin so ein Technik-„Opfer“, dass nur nach Watt fährt und noch kein richtiges Belastungsgefühl auf dem Rad hat. Vielleicht ist das besser, wenn ich mal 5 oder 10 Jahre insgesamt Rad gefahren bin. Aber so wurde das Radfahren sehr spaßig, vor allem beim Bremsen mit einer Hand oder bei bei Kurven. Ich versuchte, dennoch zu treten, was zu treten war, ich war aber schon wieder etwas demotiviert, nachdem die Durchschnittsleistung irgendwie nicht über 260 Watt gehen wollte. Aber immerhin der Speed passte und ich hatte zwischendrin über 39 km/h im Schnitt auf dem Tacho. Kurz vor dem Anfang des Überholverbotes stoppte ich diese Runde. Für diese frei zu fahrenden 15,7km hatte ich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 39,5 km/h bei einer Leistung von 255W Average / 264W Normalized.

Da baumelt der Tacho…

Und dann passierte, was natürlich noch passieren musste. Ich machte auf dem Rückweg kurz vor dem Bereich des Überholverbotes irgendeine komische Augendrehung und schon war meine rechte Kontaktlinse wieder verruscht und ich sah nur noch verschwommen mit dem rechten Auge. Die Fahrt zurück durch den Überholverbotsbereich zur Wechselzone war geprägt voller Angst, irgendetwas auf dem Boden zu übersehen und zu stürzen, was zum Glück nicht passierte. Aber was eben auch nicht passierte, war das Ausziehen der Schuhe vor dem Absteigen vom Fahrrad. Wieder Sekunden liegen gelassen. Was jedoch gar nicht weiter ins Gewicht fiel, denn einmal in der Wechselzone angekommen, war ich total verwirrt. Ich hatte mir nur den Weg vom Schwimmen zum Rad gemerkt, aber nicht daran gedacht, dass ich beim Radfahren von einer anderen Seite in die Wechselzone komme und plötzlich sah alles ganz anders aus. So stand ich erst einmal da, halb blind und total verwirrt, bis ich endlich verstanden hatte, wo ich hinmusste. Also ab zum Wechselplatz. Oder auch nicht, denn ich stand in der falschen Reihe und konnte die auf die Radständer geklebten Startnummern nicht richtig erkennen. Und als das Rad dann endlich geparkt und der Helm ausgezogen war, ging die Doktorarbeit los.

Und alle, die keine harten Kontaktlinsen haben und so tolerant sind, neue Dinge zu lernen und nicht gleich als Blödsinn abzustempeln, nur weil sie es nicht kennen und es sich nicht vorstellen können, lesen jetzt mal aufmerksam mit. Harte Kontaktlinsen sitzen nicht fest auf einer Stelle im Auge, die schwimmen auf dem Feuchtigkeitsfilm im Auge und gleiten z.b. bei jedem Blinzeln und bei jeder Augenbewegung auf dem Auge hin und her. Und wenn man das Auge irgendwie blöd bewegt und dabei z.b. noch zu weit, falsch offen oder einen Luftzug hat und man dann blinzelt oder reflexartig das Auge zu schnell oder zu fest schließt, dann kann die Kontaktlinse seitlich ins Auge rutschen bzw. schiebt man sie eher dahin und man sieht nichts mehr auf dem Auge. Nein, es ist dann auch nicht Schwarz (so wie Kühe nicht lila sind). Es ist einfach komplett unscharf. Und dann sitzt die Kontaktlinse zumindest bei mir meist unten innen beim Tränenkanel oder oben außen – jeweils rot markiert – aber eben nicht mittig auf dem Auge, wo sie hingehört.

Und nachdem Wechselzone nicht dafür bekannt sind, eine Badausstattung inkl. Spiegel anzubieten, muss man kreativ werden. Und kreativ werden bedeutet, sich direkt ins Auge zu fassen und hoffen, dass man irgendwo die Kontaktlinse erfühlt, damit man diese wieder Richtung Augenmitte zu schieben versucht, während man mit dem Auge in Richtung Kontaktlinse schaut, in der Hoffnung, dass die Kontaktlinse dann wieder richtig sitzt. Was dann aber auch oft passiert, wie auch bei mir am Sonntag, dass man die Kontaktlinse von einer falschen Stelle zur anderen schiebt. Das ganze begleitet von der permanenten Angst, die Kontaktlinse würde aus dem Auge fallen und man würde Sie nicht mehr finden. Das ist im Leben eines Trägers von harten Kontaktlinsen eine ständige Angst, denn ein dünnes, fingernagelgroßes und vor allem komplett durchsichtiges Glasstück lässt sich nunmal nicht so gut finden. Nirgendwo. Aber gut, irgendwann saß die Kontaktlinse wieder richtig im Auge.

Und es ging zum Laufen. Und wie es losging. Ich startete zur Laufstrecke und sah ca. 200m vor mir ein Fahrrad mit einer Läuferin, die sich später als Führungsfrau auf der Sprintdistanz herausstellte. In dem Moment, als ich das erkannte, dachte ich mir, wie cool ist das denn, dass man wirklich bei der Spitze der Frauen mitläuft. Das kannte ich nur bei Triathlon-Liveübertragungen, wo die ganz schnellen Alterklasseathleten bei den Profi-Frauen mitlaufen und so habe ich mich ein bisschen gefühlt, auch wenn es nur auf der Sprintdistanz war. Klingt vielleicht lächerlich, aber man sucht ja immer irgendwo die Motivation, sich noch ein klein wenig mehr zu quälen.

Meine Plan war, den ersten Kilometer nicht zu schnell los zu laufen und ab dem zweiten Kilometer dann richtig Gas zu geben, so nach dem Motto, als wäre es ab Km2 jeweils nur noch ein einzelner Kilometer zu laufen. Aber ich lief gleich ganz schnell los. Die Atmung war in etwa wie ab Kilometer 6 bei einem 10km Wettkampf. Mir taten während dem Laufen auch die anderen Athleten der Mittel- und Kurzdistanz etwas Leid, die ich laut schnaufend überholt habe. Ich weiß noch genau, wie nervig ich das beim Münchner Halbmarathon fand, als ein Athlet neben mir so laut geschnauft hat. Lustig, über was man sich alles so Gedanken macht. Anfangs schaute ich noch auf die Uhr, merkte aber schnell, das man die angezeigte Geschwindigkeit komplett vergessen konnte. Die Bäume über einem sorgten dafür, dass das GPS Signal immer abbrach und man teils 04:05min/km, teils wieder 05:00min/km auf der Uhr stehen hatte. Wie das aussieht? So:

 

Also lief ich komplett nach Gefühl. Ich kämpfe mich Stück für Stück über die Strecke und ganz hilfreich für den Kopf waren die wirklich gut platzierten Schilder mit den Kilometerständen. Bei der ersten Verpflegungsstelle nahm ich einen Becher Wasser, aber nur, um mir diesen über den Kopf zu kippen, die zweite Verpflegungsstelle ließ ich komplett aus, um nicht aus dem Rythmus zu kommen. Ich versuchte durchgehend, auf die erste Frau aufzuschließen, doch kam nie wirklich nah heran und lief immer so 100-150m hinter ihr. Ab dem dritten Kilometer wurde der Zielbereich bereits immer lauter, gleich geschafft, dachte ich mir, und kurz nach der zweiten Verpflegungsstelle hörte ich bereits jemanden rufen: „Zielbereich rechts lang“ und wusste, dass die Qual gleich ein Ende hat.

Der Zieleinlauf war wirklich schön, ein komplett freier Zielkanal, Cheerleader links und rechts, Zuschauer, die applaudierten und ein schöner Wettkampf, der endlich vorbei war. Reine Laufzeit: 18:21 auf die 4,6Km ergibt eine Geschwindigkeit von genau 3:59min/km. Zielzeit: 01:08:31. 16 Sekunden länger als geplant, aber mehr als glücklich!

Im Ziel und ein Fazit

Im Ziel angekommen, konnte ich gerade noch vor dem Mädchen halten, die mir die Medaille umhing und danach ging es direkt weiter in den Schatten, erstmal durchschnaufen und dann zum Getränkestand. Als ich so da stand, zwei Becher in der Hand und in der Gegend herumschauend, trafen zwei der drei Mitteldistanzsstarter von meinem Verein auf mich und wir redeten eine Weile über den Tag, ob wir mit unseren Leistungen zufrieden waren und wie es lief. Kurze Zeit später trafen auch die anderen Starter der Mitteldistanz ein und wir sprachen über das Rennen, die Strecke und den Verlauf.

Als wir uns auf dem Weg machten, unsere Wechselbeutel abzuholen, kam mir das erste Mal der Gedanke, die Ergebnisliste anzuschauen. Während dem ganzen Rennen hatte ich nicht daran gedacht, dass man ja aufs Podium kommen könnte, aber ein Blick auf die Liste schadet sicher nicht. Und tatsächlich, Tom Weiler, Platz 15M Overall. Die Alterklasse-Ergebnisse gab es noch nicht, aber die nicht-offiziellen Ergebnisse sagten, dass lediglich zwei Starter in meiner Altersklasse vor mir waren. Konnte das sein, hab ich es tatsächlich mal aufs Podium geschafft? Ich war ehrlich gesagt ziemlich aufgeregt und machte auch ziemlich Druck, dass wir bitte zur Siegerehrung gehen, denn dort war ja auch die Ehrung der Altersklassen. Mehr als eine Stunde lang warteten wir und applaudierten den jeweiligen Siegern sowie 2. und 3. Plätzen der Mittel- und Kurzdistanzen, bis es endlich soweit war. In der Alterklasse 25 mit einer Zeit von 1 Stunde, 8 Minuten und 31 Sekunden erreichte vom SV Dachau Tom Weiler den 3. Platz. Applaus, ich freute mich wirklich riesig und ging auch gleich nach vorne und hoch aufs Treppchen. Händchen schüttelnm hier, Händchen schütteln da, hinstellen, den anderen Athleten gratulieren, in die Kamera lächeln und wieder runter. Juhu!

Und ich wurde auch gefragt, ob ich zufrieden sei. Bin ich zufrieden mit meiner Leistung?

Das Schwimmen habe ich knapp verfehlt, rein zeitlich gesehen. Der Rest und vor allem mein Gefühl beim Schwimmen war ein absoluter und riesiger Erfolg für mich. Im Nachhinein betrachtet habe ich jetzt endlich einen Stand erreicht, auf dem ich aufbauen kann. Bisher war das Wettkampf-Schwimmen wie weiter oben erwähnt immer ein Kampf ums Überleben. Dieses Mal war es das erste Mal, dass ich aktiv meine Belastung beeinflussen konnte, nehme ich Tempo raus, mache ich mehr? Ich hätte noch härter schwimmen können, das wusste ich während dem Schwimmen bereits, da ich  ja auf dem Rückweg noch Belastung rausgenommen habe. Beim nächsten Rennen werde ich versuchen, wirklich nur auf den letzten 100-200m etwas herauszunehmen.

Das Radfahren.. naja.

Kommen wir zuerst zum Watt pro Speed Verhältnis. Ohne den Bereich des Überholverbotes und ohne die Wende habe ich auf der Strecke von 16km eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40,285 km/h bei einer Leistung von 258 Average / 264 Normalized erreicht. Damit bin ich vom persönlichen Eindruck her ganz zufrieden, die Aerodynamik passt und ist nicht schlechter als auf meinem alten Specialized Shiv Zeitfahrrad. Validieren möchte ich das aber noch beim Triathlon in Erding, wo ich letztes Jahr mit 230 Watt Average / 235 Watt Normalized eine Geschwindigkeit von 38,4 km/h geschafft habe. Sind 30 Watt mehr für den 2 km/h Sprung von  38,4km/h auf 40,3km/h angemessen? Natürlich ist das ein Vergleich zwischen Äpfel und Birnen, unterschiedliche Strecken, andere Temperatur (und damit Luftdichte), anderes Wetter. Was war jetzt mit den absoluten Zahlen? Ich wollte mind. 270 Watt Average treten, habe da aber nicht mit dem Überholverbotsbereich gerechnet.

Als dieser vorbei war, wollte ich ordentlich treten und – lassen wir die Garmin Geschichte mal außen vor – bei der Betrachtung der Aufzeichnungen bestätigt sich auch mein Gefühl: Bei schnellen Geschwindigkeiten oder leicht bergab kann ich deutlich einfacher hohe Watt treten als langsam oder leicht bergab – angemerkt, in Aeroposition. Vielleicht fehlen mir hier einfach die Umfänge auf dem TT Bike, die dieses Jahr deutlich unter denen von letztem Jahr liegen. Und im Vergleich zu Erding 2018, wo ich meine bisherige Bestleistung von 235W auf 40km getreten habe, fehlte in Hilpoltstein oder Ingolstadt auch eine Person, die es einzuholen gab. Da war Dennis ganz praktisch in Erding, den ich einholen wollte.

Das Laufen war absolut klasse. Ich habe mich gut belastet, nicht wirklich Kräfte gesparrt und das hat sich allemal rentiert. Ich bin komplett nach Gefühl gelaufen und hätte auch noch die ein oder andere Sekunde schneller laufen können. Das wusste ich im Wettkampf bereits, die Atmung war noch nicht so  am Limit wie auf den letzten 1-2km eines 10er oder 5er Wettkampfes. Aber irgendwie wollte ich mich nicht noch mehr quülen und es hat auch so für eine super Zeit gereicht.