aero chord – surface

Aero Chord – Surface. Einer von 7 Songs aus meiner Zwift Playlist, die ich immer bei den Zwiftrennen höre. Ein Song für Qualen, Schmerz, sportliche Anstrengungen und auch für den Stolz, etwas durchgezogen zu haben und nicht vorher aufgegeben zu haben. Und auch für die mentale Stärke, sich nicht selbst unterkriegen zu lassen von den tausend Gründen, die man bei Wettkämpfen immer so findet, um weniger zu leisten, um aufzuhören.

Gestern nahm ich am Duathlon in Hilpoltstein teil, dem zweiten Duathlon meines Lebens. Und wieder habe ich irgendwie das Gefühl, das Radfahren komplett vermasselt zu haben. Wie letztes Jahr. Aber von Anfang an…

Vor dem Wettkampf

Die Anreise war relativ stressfrei. Der ein oder andere Instagram-Follower wird es ggf. schon gesehen haben, ich habe ein neues Auto und das schöne am Volvo XC60 ist, dass er bei Straßen mit ordentlicher Fahrbahnmarkierung selbstständig fahren kann, sprich Abstand hält, selber lenkt, Gas gibt und bremst. So fuhr ich teilweise 10-20 Minuten am Stück, ohne irgendwie in das Autofahren einzugreifen.

Und so hatte ich auch genügend Zeit, mir mal wieder Gedanken über das Frühstück und die Verpflegung zu machen. Ich habe ja schon einiges ausprobiert, von Leberkassemmeln über Semmeln mit Marmelade bis hin zu einer Bretze und sonst nichts. Und ich bin wieder dabei geblieben. Eine Breze gegessen und das war es. Und ich hatte auch während dem Wettkampf nicht das Gefühl, dass ich energetisch Probleme hatte.

Ankunft 11.15 Uhr, gemütlich die Startunterlagen holen, Wechselzone herrichten und dann warten bis zum Startschuss.

Zwischendurch habe ich dann auch noch einen Vereinskollegen vom SV-Dachau getroffen, den Max Zellner, der ein richtig starkes Rennen abgeliefert hat mit einem Finish in 1:32h.

Das Rennen

Startschuss 13:43 Uhr. Mein Plan war, die ersten 4 Kilometer bergauf lockerer zu laufen, um mich nicht beim Anstieg komplett zu verausgaben. Das hatte ich letztes Jahr aufgrund der fehlenden Streckenkenntnisse geschafft. Dort bin ich die erste und auch die zweite Hälfte im gleichen Tempo gelaufen. Bei der ersten Hälfte hatte ich zuviel Gas gegeben und war bei den zweiten 4 Kilometer schon platt. Das wollte ich dieses Jahr anders machen.

Bei der zweiten Hälfte wollte ich dieses Jahr schneller laufen, aber auch noch Kraft für die Radfahrt sparen. Die ersten 4 Kilometer bin ich in 4:35min/km gelaufen, die zweiten 4,5 Kilometer in 4:16min/km und damit war ich voll im Plan, den ich mir vorher überlegt hatte.

Insbesondere über das Belastungsgefühl beim Laufen war ich sehr glücklich, die ersten 4-5 Kilometer konnte ich relativ ruhig atmen ohne zu Schnaufen, und das hat mir auch ein gewisses Selbstvertrauen gegeben, dass es beim Lauf gut lief. Ich hatte zu jederzeit das Gefühl, dass ich noch weit weg von All Out war und ich noch 10-20sek/km schneller laufen könnte. Gerade die Strecke am Kanal entlang fand ich wieder klasse, ich mach so ewig lange gerade Strecken. Aber die Kraft wollte für das Radfahren gespart werden.

Und das Radfahren ging dann so: Die Temperatur lag bei 8-9 Grad, beim Laufen schien jedoch die Sonne und mir war so warm, dass ich den Einteiler während dem Laufen auch aufgemacht habe. Beim Wechsel zum Rad habe ich mich – denn mir war vom Laufen ja sehr warm – gegen zusätzliche Kleidung entschieden und habe mich nur im Einteiler auf die Radstrecke begeben. Was ich nicht bedacht hatte: Der Einteiler war komplett nass vom Schweiß und das hat nun einmal so einen gewissen kühlenden Effekt.

Ich hatte mir vorgenommen, über 240 Watt und optimaler Weise über 250 Watt zu treten. Und dann hatte ich auch tatsächlich 250 Watt Durchschnittsleistung auf dem Radcomputer stehen. Für ganze 4 Minuten. Wow. Und dann ging das Debakel los, 249 Watt. Ok, man muss nehmen was man bekommen kann und verdammt, ich muss echt ganz schön schnaufen. Also wirklich schnaufen, kein ansatzweise kontrolliertes Atmen mehr. Das kannte ich so ehrlich gesagt nicht, nicht einmal von den Zwiftrennen bis auf den Zielsprint und da habe ich ja doch etwas mehr Watt getreten. Und verdammt, das ist ja plötzlich ganz schön kalt. Schande über mein Haupt, nach 15 Minuten Radfahren habe ich mich bereits von den 240 Watt verabschiedet, ich war bei 238 Watt angekommen.

Und ab jetzt nahm das Drama seinen Lauf. Ich konnte ich Aeroposition nicht mehr richtig drücken, meine linke Wade fing irgendwie ganz leicht an zu Krampfen und das hatte ich wirklich noch nie. Und meine Puste dazu, die machte mir am meisten zu schaffen. Sobald es bergab ging, konnte ich etwas gut treten und meine Atmung wurde etwas ruhiger, dafür fror ich aber umso mehr. Sobald es bergauf ging, ging auch meine Atmung wieder durch die Decke und ich fuhr oft Oberlenker, um meine Arme etwas warmzureiben. Während der Radfahrt. Auf dem Fahrrad. Ich möchte nicht wissen, was sich die anderen gedacht haben. Von den letzten 10 Minuten wollen wir nicht sprechen. 170 Watt Durchschnittsleistung auf den letzten 10 Minuten, zum einen meiner Atmung geschuldet, zum anderen dem Gruppenfahren. Denn plötzlich war man entweder direkt hinter Grüppchen, so dass man locker rollen lassen musste, denn die Kraft zum Überholen hatte ich nicht mehr, oder man wurde überholt und musste sich zurückfallen lassen. Anbei mal meine sehr schwankende Leistung auf den letzten 10 Minuten.

Man soll auch die kleinen Dinge wertschätzen – und mein Trainer verdreht bestimmt gleich die Augen vor Scham – aber immerhin habe ich es das erste Mal geschafft, meine Schuhe schon auf dem Rad auszuziehen und nicht mit Radschuhen in die Wechselzone zu laufen. Das hat gut geklappt, 500m vorher ausgezogen, auf den Schuhen stehend zur Linie gerollt und abgestiegen.

Der zweite Wechsel, endlich wieder Laufen. Ja, tatsächlich habe ich mich auf das Laufen gefreut, auch weil ich wusste, dass es nach 1,5 Kilometern nur noch flach bzw. bergab geht. Und ich auch wusste, dass das hier nicht so schlimm wie die 1000m Intervalle wird. Mir war anfangs zwar weiterhin sehr kalt, die Oberschenkel taten weh und ich hatte Angst, dass meine Füße einfach nachgaben, aber tatsächlich kam so ein ganz klein bisschen Spaß am Wettkampf wieder. Sobald es bergab ging, begann ich, einige Läufer zu überholen und arbeitete mich so Läufer für Läufer nach vorne. Und mit jedem Meter wurden auch meine Beine wieder besser, so dass ich hintenraus immer mehr beschleunigen konnte und das schon weit vor dem Schlusssprint. Das sah dann so aus, dass mein Tempo ab dem Anstieg immer mehr zunahm – die grüne Linie.

Die letzten 5 Minuten lief ich mit einem 4:00min/km Schnitt, die letzten 500m mit einem 3:50min/km Schnitt. Dabei überholte ich auch einen Läufer, der dann partout an mir dran blieb und nicht abreißen alssen wollte. Ich wollte um jeden Preis vermeiden, dass der mir noch meinen 92 Platz streitig macht. Klar, die Plätze bedeuten nichts, aber die Motivation ist gut. Das letzte Stück ging es über Rasen und Tartanbahn und spätestens ab hier war es dann doch eine richtige Qual, wie man an folgenden Bildern erkennen kann – Danke Tanja für die Fotos!

Nach 1:47:16 war ich endlich im Ziel.

Die Split-Zeiten sind:

  • 1. Lauf – 8,5km, 37:34min in 4:26min/km
  • Radfahrt – 30,4km, 51:10min in 35,6km/h und 219 Watt Average / 233 Watt Normalized
  • 2. Lauf – 3,4km, 15:22min in 4:26min/km
  • T1 und T2 zusammen: 03:10min

Und wie ist nun mein Fazit?

Das Fazit

Ein Satz: Mit dem Laufen sehr zufrieden, das Radfahren war irgendwie eine Enttäuschung.

Und warum war es das? Letztes Jahr fuhr ich auf der Strecke 173 Watt Average / 187 Watt Normalized, dieses Jahr fuhr ich 219 Watt Average / 233 Watt normalized. Das ist ein Unterschied von genau 46 Watt. Bei Zwiftrennen bin ich schon 280 Watt Average / 290 Watt normalized mit deutlicher Vorbelastung von Laufintervallen ein paar Stunden vorher gefahren und ich dachte, dass 40 Watt weniger doch möglich sein sollten. Waren Sie nicht, aber warum?

Beim zweiten Lauf war mir noch klar, dass es an der Kälte gelegen haben muss, bei der Heimfahrt kam ich ins Grübeln. Bin ich vielleicht doch mental eingebrochen, hätte ich mich mehr quälen sollen und vor allem, können? Benutze ich die Temperatur nur als Ausrede? Gehen wir ein paar Monate zurück, zum 26.08.2018 – Triathlon Kurzdistanz Ruderregatte. Meiner einzigen bisherigen weiteren Wettkampffahrt bei Kälte. Als ich mich so daran zurückerinnerte, merkte ich, dass die beide ziemlich die gleichen Symptome hatten. Krampfansätze in den Waden, eine unkontrollierte Atmung und Puste, die halb durch die Decke geht. Und da hatte ich definitiv keine kaputten Beine mit Vorbelastung.

Ich schließe die Thematik damit ab, dass ich unter den Umständen mit dem Wetter bei der Radfahrt – 7 Grad und nur ein nasser Einteiler – doch relativ happy sein kann mit dem Ergebnis, auch wenn die Radfahrt natürlich hätte besser sein können. Als Erkenntnis nehme ich mit: Das Laufen war gut bis perfekt so, nur biem Radfahren hätte ich mich deutlich wärmer anziehen müssen.

Und wie habe ich mich nun im Vergleich zum Vorjahr verbessert?

2018 – Platz 110 von 144 Startern / Unter den „besten“ 77 %

2019 – Platz 92 von 153 Startern / Unter den „besten“ 61%

Wenn es so weiter geht, dann gehöre ich nächstes Jahr vielleicht schon zur besseren Hälfte hihi!